Lawinenanbruchkanten im Bieligertal. 1999 war aussergewöhnlich, da viele Anbrüche nicht nur eine einzelne Rinne umfassten, sondern sich über mehrere Geländerücken in benachbarte Rinnen fortpflanzten. So resultierten Anrisslängen von teilweise mehreren Kilometern und entsprechend grosse Lawinen.
Rechts im Vordergrund der Geländekessel 'Löuwene', links das Minstigertal und im Hintergrund das obere Trützital. In allen drei Geländekammern sind Lawinenanrisse sichtbar. Nicht nur im Trützital, auch aus Löuwene wurden im Winter 1999 fünf grosse Lawinen gezählt.
Die Lawinen im Trüzital sind sehr grossflächig an der Schattenseite angebrochen, aber auch an der Sonnenseite sind Anrisslinien von Lawinen vorhanden. Ganz links oben ist eine Wasserrinne sichtbar, welche sich gebildet hat, als Lawinenschnee in den Trützisee gestürzt ist und diesen zum Überschwappen gebracht hat. Das Wasser-Schnee-Gemisch ist der Staublawine bis auf den Schuttfächer im Talboden gefolgt und hat die Schneedecke im Talboden des Trützitals grossflächig durchnässt. Dieser nasse Schnee konnte von später abgegangenen Lawinen leicht mitgerissen werden und hat dazu beigetragen, dass diese Lawinen so mächtig wurden.
Das Gebiet Raifte oberhalb des Weilers Äbmete bei Münster. Hier ist nur eine kleine Teilfläche des potenziellen Lawinenanrissgebiets verbaut. Die unterhalb der Verbauung angebrochene Lawine hat grossen Flur- und Waldschaden verursacht.
Nochmals das Gebiet Raifte. Im verbauten Gebiet variieren die Schneehöhen stark: Während auf einigen Werken wenig Schnee liegt, sind andere völlig eingeschneit und kaum noch erkennbar. Auch die Triebschneewand links wurde zu einem grossen Teil überschneit.
Zwischen Niederwald (links), Blitzingen und Selkingen haben drei Lawinen die Kantonsstrasse und die Bahnlinie überflossen. Zwei Strassenabschnitte und ein Bahnabschnitt sind durch Galerien geschützt, aber an drei anderen Stellen wurden die Verkehrswege blockiert. Ganz am rechten Bildrand ist die Bieligertal-Lawine, welche 7 Gebäude zerstört und weitere 9 beschädigt hat, noch knapp erkennbar.
Zwischen Ritzingen und Glurigen steht die 'Fäudkapäue' (Feldkapelle) als einziges Gebäude trotzig im Auslaufgebiet der 'Löuwene'. Die auch als Muttergotteskapelle bekannte Wallfahrtskapelle wurde 1592 erstmals erwähnt. Im Februar 1807 war das Gotteshaus von einer Lawine zerstört und wiederaufgebaut worden; 1999 hat die ‘Löuwene’ aber ’nur’ den Skilift von Gluringen zerstört.
Am 21. Februar 1999 haben sich östlich von Reckingen die "Löuwene-Lawine" und die "Löwibach-Lawine" fast getroffen. Die feinkörnigen Staublawinenablagerungen der ersten Lawine enden südlich der Rotte auf der gegenüberliegenden Talseite. Einige der fingerartigen Arme der zweiten, im Auslauf nassen Lawine reichen ebenfalls bis zur Rotte.
Im Trützital hat am 22. Februar 1999 eine sehr grosse Staublawine den Lawinendamm auf der Westseite von Geschinen weitgehend hinterfüllt und so unwirksam gemacht. Bis am Folgetag sind noch vier weitere Lawinen bis in den Talboden vorgestossen. Die letzte dieser Lawinen hat ein Haus zerstört. Ein Mann, welche die Evakuation verweigert hatte, konnte nur noch tot geborgen werden.
Die Nidertalbachlawine hat zwischen Ulrichen und Wiler die Kantonsstrasse verschüttet. Schön sichtbar ist das ’Fingering’, welches bei in Auslaufgebieten nassen Lawinen oft beobachtet wird.
Die Kantonsstrasse wird zwischen Oberwald und Obergesteln durch eine Galerie geschützt. Die ‘Sitilawine' hat die Galerie überflossen und die Bahnlinie, welche nahe des Rotten verläuft, wurde vom Staubanteil der Lawine überführt. Im gleichen Abschnitt eine Lawine aus dem Gegenhang, von der südlichen Talseite her, welche die Bahnlinie blockiert.
Lawinen von der südlichen Talseite haben den Rotten überflossen und blockieren die Bahnlinie der Matterhorn-Gotthard Bahn zwischen Oberwald und Obergesteln.
Zahlreiche Lawinenkegel im Goms (Obergesteln im Vordergrund und Ulrichen in Bildmitte). Obergesteln, Ulrichen und Oberwald waren vom 18. Februar bis am 2. März von der Aussenwelt abgeschnitten und weder auf der Strasse noch auf der Schiene erreichbar.